Cover
Titel
Hofheim I. Waffen, Bronze- und Bleifunde aus „Steinkastell“ und Lagervicus.


Autor(en)
Schaeff, Harald Christian
Reihe
Studien zu Hofheim. Freiburger Beiträge zur Archäologie und Geschichte des ersten Jahrtausends 17
Erschienen
Rahden 2011: Verlag Marie Leidorf
Anzahl Seiten
Preis
URL
von
Eckhard Deschler-Erb

Hofheim am Taunus ist mit seinen beiden Militärplätzen eine der wichtigen Fundstätten für die provinzialrömische Archäologie. Dies gilt nicht nur für das schon lang bekannte Erdkastell, sondern auch für das so genannte Steinkastell, das für die Militaria-Forschung von hohem Interesse ist. Mit ihm haben wir ein nur knapp vierzig Jahre belegtes Lager vor uns, dessen Fundspektrum gerade für die flavisch-trajanische Epoche neue Erkenntnisse bringt. Im Vorwort der Publikation geben die Projektleiter Hans Ulrich Nuber und Gabriele Seitz einen kurzen Überblick zur bisherigen Forschungsgeschichte. Beeindruckend ist die lange Liste der bisher bereits verfassten Arbeiten zum Thema; nicht alle davon sind publiziert. Es ist zu hoffen, dass die Reihe der «Studien zu Hofheim» rasch ihre Fortsetzung findet.

Band 1 enthält die Ergebnisse der bereits 2000 abgeschlossenen Dissertation von Harald Christian Schaeff. Es ist zu bedauern, dass seine Arbeit erst jetzt publiziert werden konnte. Schade ist auch, dass neben den Waffen die Vorlage weiterer Fundkategorien auf die Materialgruppen Blei und Bronze beschränkt bleibt. Damit bleiben viele der im Buch getätigten Aussagen in einer reinen Materialvorlage stecken (dazu S. 19).

Die Arbeit von Schaeff ist in vier Teile gegliedert: Einleitung (S. 19–25), Materialvorlage (Kap. 1–9), Auswertung (Kap. 10) und Dokumentation (Kap. 10–15). Leider fehlen die letzten Seiten der Auswertung (S. 124f.) in dem Buch, das dem Rezensenten vorliegt. Die fehlenden Passagen können aber bei Bedarf noch nachgeliefert werden.

Die Einleitung führt uns in den Stand der Forschung und die Arbeitsweise des Autors ein. Der Hauptteil, die Materialvorlage, entspricht dem Stand der Forschung. Im Kapitel zu den Waffen (Kap. 1) ist vor allem die Analyse der Lanzen- und Geschossbestandteile hervorzuheben, die zu einer eigenständigen und überzeugenden Gliederung des Materials führt. Bei der Diskussion hätte aber noch mehr auf die mit Tabelle 1 vorgelegte Gliederung der Waffenspitzen eingegangen werden können. Trotz aller geäusserter Bedenken des Autors wäre eine Aufteilung der Funde in Kapitel 2 (Teile von Gürtel- und Riemenzeug) in Teile des Soldatengürtels und in weiteres Riemenzeug von Vorteil gewesen; die Vorlage der weiteren Objekte (Kap. 3–9) krankt an der Beschränkung auf Buntmetall und Blei. Etwas inkonsequent ist es dann auch, bei den Fingerringen (Kap. 5.2) die eisernen Stücke mit einzubeziehen.

In der Auswertung (Kap. 10) geht der Autor auf Fragen nach den im Steinkastell stationierten Einheiten, nach Frauen im Kastellbereich, nach verschiedenen Ethnien innerhalb der Truppen und auf Fragen zur Truppenversorgung mit Metallgerät ein. Wichtig ist die Diskussion zu den im Kastell stationierten Truppeneinheiten und ganz grundsätzlich zur Identifizierung von Truppengattungen anhand ihrer Ausrüstung (Kap. 10.2). Der Autor kann überzeugend darlegen, dass das Kastell am ehesten von Vexillationen bestehend aus Legionärs- und Reitertruppen besetzt gewesen war (S. 118).

Die Diskussion zu Frauen in Kastellen (Kap. 10.3) ist gut zusammengefasst. Aufgrund des geringen relevanten Fundanfalls (n=9) kann der Autor hier jedoch keine neuen Argumente in die Diskussion einbringen. Ähnliches gilt für die Frage zu den Ethnien in Kastell und Vicus (Kap. 10.4). Spannender ist die Analyse der Metallverarbeitung in Kastell und Vicus (Kap. 10.5), die der Autor nutzt, um generelle Fragen der Truppenversorgung mit Metallausrüstung zu diskutieren. Der abschliessende Dokumentationsteil der Arbeit besteht vor allem aus dem Literaturverzeichnis (Kap. 12) und einem ausführlichen Katalog (Kap. 13; n=1299). Die Fundtafeln (Kap. 15) sind ebenfalls in Ordnung. Zu einigen besonderen Stücken hätte man sich indessen noch die ein oder andere fotografische Wiedergabe gewünscht.

Fazit: Mit der Vorlage der Waffen, Bronze- und Bleifunde aus «Steinkastell» und Lagervicus von Hofheim hat der Autor ein ganz wichtiges Materialensemble vorgelegt, das der Forschung eine gute Vergleichsbasis bietet.

Zitierweise:
Eckhard Deschler-Erb: Rezension zu: Harald Christian Schaeff, mit einem Beitrag von Hans Ulrich Nuber und Gabriele Seitz, Waffen, Bronze- und Bleifunde aus «Steinkastell» und Lagervicus. Hofheim I. Studien zu Hofheim. Freiburger Beiträge zur Archäologie und Geschichte des ersten Jahrtausends Band 17. Rahden/Westf. 2011. Zuerst erschienen in: Jahrbuch Archäologie Schweiz, Nr. 96, 2013, S. 265-266.

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Zuerst veröffentlicht in

Jahrbuch Archäologie Schweiz, Nr. 96, 2013, S. 265-266.

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